Orkantief Christian war im Anflug, als wir uns nach reiflichem Überlegen entschlossen, auch bei Wind und Wetter die zweistündige Fahrt nach Dachsen-
hausen anzutreten, um uns mit weiteren hartgesottenen Eurasierliebhabern zum monatlichen Spaziergang zu treffen.
Nachdem wir vielleicht ein gutes Drittel des üblichen Weges zurückgelegt hatten, begann der Himmel sich merklich zu verdüstern, ein stürmischer Wind kam auf und wir überlegten schon, ob es nicht
besser wäre umzukehren und den Schutz des Gasthauses zu suchen
Selbst die Hunde waren sich uneinig:
Zügig voran oder doch lieber zurück??
Nun, die Entscheidung wurde uns abgenommen. Kaum hatten wir uns bis zur Abzweigung hochgekämpft und verschnauften am Waldrand, da erwischte uns "Christian" mit voller Kraft. Es begann zu regnen,
heftig und durchdringend, fast waagerecht gepeitscht vom Sturm.
Wir flüchteten zurück in den allerdings schon ziemlich kahlen Wald. Es dauerte ein Weilchen, bis auch die weit vorn laufenden Hunde unseren Sinneswandel mitbekommen hatten und zu uns
zurückkehrten.
Noch eine Folge des Unwetters?
Hat der Sturm etwa Hundeköpfe vertauscht???
Keine Sorge!
Nur eine Unwetterbekanntschaft.
Man versteht sich eben...
Pudel - eh - eurasiernass erreichten wir schließlich den rettenden Hafen, das "Haus am Dachskopf", konnten unseren "Leihhund" tropfnass, aber wohl-behalten der Wirtin zurückgeben, uns selbst aber
und unsere notdürftig abgerubbelten Vierbeiner der wohligen Wärme des Kachelofens anvertrauen.
Und - Ironie des Schicksals - während wir wie die gebadeten Mäuse in der Gaststätte saßen und langsam vor uns hin trockneten, brach die Sonne durch die Wolken...
Als wir schließlich aufbrachen, strahlte der Himmel so leuchtend blau, als wüsste er nichts von Wolken, Sturm und Regengüssen!
So ungefähr fühlten wir uns beim Spaziergang im Nassauer Land am letzten Sonntag im August.
Schon die Anreise gestaltete sich abenteuerlich. Nachdem die Wetterfrösche uns prophezeit hatten, am nächsten Tag werde unweigerlich der Herbst da sein, hatten sich offenbar ganze Schwärme von Hinzen und Kunzen aufgemacht, den allerletzten Sommersonntag im Freien zu verbringen.
Außerdem sollte im Norden der Republik am Montag die Schule wieder beginnen . . . Und wem das noch nicht reicht, sich das fröhliche Getümmel auf Autobahnen und sonstigen Straßen vorzustellen, der möge sich erinnern, dass die Innenstadt von Koblenz gerade weiträumig gesperrt und an die 10000 Einwohner evakuiert wurden, weil eine 1000 kg- Fliegerbombe entschärft werden musste. Von den zahl-reichen Baustellen auf den Autobahnen sprechen wir schon gar nicht. Glücklicherweise sind sonntags nur wenige LKWs unterwegs - natürlich allesamt mit Ausnahmegenehmigung! Dafür fuhren die Wohnwagen Kolonne, meist mit gelb-schwarzen Kennzeichen . . .
Nicht nur wir, die wir die weiteste Anfahrt hatten,
verspäteten uns dementsprechend.
Schließlich waren aber alle da, und wir zogen auf zweiundvierzig Beinen los.
(Eigentlich hätte eine Wanderung in einer etwas schattigeren Umgebung stattfinden sollen, aber durch die Verzögerung wurde die Zeit knapp, und wir beschlossen nicht noch weiter zu fahren, sondern gleich hier loszugehen.)
Die Heuballen auf den Feldern spornten die sportlich engagierten Renteigarten-Damen trotz der großen Hitze (34° im Schatten - wir liefen aber die ganze Zeit in der Sonne!) wieder einmal zu
ungeahnten Höchst-leistungen an . . .
. . . was natürlich besonders honoriert wurde.
Aber auch die weniger Trainierten kamen in den Genuss der Leckerlis aus dem Schloss.
. . . bis zu einer Anhöhe, auf der ein Baum lichten Schatten spendete.
Hier gab es eine kühle Erfrischung für die Vierbeiner - naja, KÜHL ist vielleicht übertrieben nach einem Marsch von einer halben Stunde durch die glühend heiße Wüstensonne - aber
immerhin nass!
Nur eine interessierte sich wenig für das kühlende Getränk, ihr stand der Sinn nach anderer Nahrung:
der großen Mäusejägerin!
Und wenn das Bemühen von Erfolg gekrönt ist . . .
. . . sollte ein Verdauungsschläfchen ihr doch gegönnt sein!
Und dann begaben sich unsere klugen Eurasier auf Abwege. Sie wichen einfach von der vorgegebenen Route ab. Da half kein Rufen oder Pfeifen: Es ging hinab ins Gebüsch!
Beim Näherkommen hörten wir es plätschern. Da wussten wir, was stärker war als Herrchens oder Frauchens Stimme: Hier gab es einen richtigen Bach, nicht bloß ein Minitöpfchen zum Wasserschlecken.
Heißgelaufene Füße kühlen, nach Herzenslust saufen!
Und dann nicht so steriles Leitungswasser, sondern Bachwasser mit dem Geschmack von Erde und allen möglichen anderen Herrlichkeiten.
Ja, da wird der Weg wieder leicht den Berg hinauf zum Parkplatz!
Herr und Hund sind stolz auf ihre Leistung bei dieser Wüstenwanderung.
Der 25. Februar war so ziemlich der kälteste Tag dieses Winters. Zwar strahlte die Sonne von einem wolkenlosen, tiefblauen Himmel, aber in ihren Genuss kam man nur im absoluten Windschatten. Da hätten wir dann gern eine Bank stehen gehabt und uns gesonnt...
Im Übrigen pfiss ein wirklich eiskalter, arktischer Wind über die Taunushöhen und schnitt schmerzhaft in Ohren, Gesichter und Hände - selbst behandschuhte. Ohne Mützen und Kapuzen konnten wir uns nicht nach draußen wagen.
Was ein waschechter Eurasier ist, den stört die Kälte natürlich überhaupt nicht, wie man sieht. Es gibt nichts Schöneres als sich ausgiebig im Schnee zu wälzen, auch wenn die Frisur dabei völlig vom Sturm durchgewirbelt wird.
Mäusejagd ist diesmal nicht si vielversprechend, dazu ist der Boden zu hart gefroren, aber jagen und rennen über die - zugegebenermaßen recht übersichtlichen - Schneeflecken ist eine wunderbare Alternative.
Wir rechneten schon fast damit, dass sich gleich ein paar Eisbären zum Spielen zu unseren Bärchen gesellen würden...
Es ist schon auffallend, dass all unsere Vierbeiner nicht nur den Schnee sehr mögen, sondern dass sie trotz der Weite der Landschaft und der vergleich-bar kleinen schneebedeckten Flächen immer genau dort anzutreffen sind, wo es ein bisschen weiß ist.
So vermummt und dem Wind ausgesetzt, ist es gar nicht so leicht sich zu unterhalten. Nicht nur Haare, Schals und Mützen werden immer wieder weggeweht, auch Worte gehen einfach unter im Pfeifen des Windes.
Wieder war es ein wunderschöner Spaziergang, bei dem ganz besonders die Vierbeiner auf ihre Kosten kamen. Die Zweibeiner waren später dran.
Da unser "Stammlokal", die Stadthalle in Nassau, zur Zeit geschlos-
sen ist, gab es leckere Pizza bei Petra Koch im Schloss. Damit konnten wir auch gut leben!
Bardo und Ela, Imara und Arwen, Ivo, Chica und Binti freuten sich über ein paar "Pizzaknochen".
Bailey und ihre Menschen hatten uns nach dem Spaziergang schon verlassen um noch einer anderen Einladung zu folgen.
Auf dem Heimweg konnten wir noch dieses Schauspiel eines Sonnenuntergangs genießen,
Während unsere Fellnasen sanft und selig auf den Rücksitzen schliefen und vom Schnee träumten...
Wir kommen wieder!
Vier Wochen später machten wir unsere "Drohung" wahr.
Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen 11° Celsius fühlten sich Mensch und Hund offensichtlich wohl.
An den Tagen vorher hatte der Wetterbericht von "Dauerregen" bis "4 Stunden Sonne so ziemlich alles versprochen, was nur möglich ist.
Aber heute gab es das perfekte sprichwörtliche Eurasierwetter: kaum ein Wölkchen am Himmel, eine leichte Brise, die Berge in der Ferne in blauem Dunst, selbst die Rüden in friedlichster Laune, die Mädels sowieso!
Das Jungvolk ertüchtigte sich inzwischen in wechselnder Besetzung auf den weiten, nun schneefreien Flächen mit Jagd- und Tobespielen.
Ein Tropentag im Mai!
Fast zu viel Eurasierwetter...
Trotzdem trafen sich neun tapfere Menschen und neun (über) mütige Eurasier zum Spaziergang im Nassauer Land.
Die älteren Semester (unter den Hunden!) wurden zwar gegen Ende des Weges ein bisschen langsamer,
trödelten ein bisschen mehr und lasen etwas ausgiebiger die ausgelegten Zeitungen, die drei Jungspunde störte das aber gar nicht.
Bailey, Benni und Binti sprangen durch die Wiesen, versteckten sich, rangelten auch gelegentlich miteinander - alles im Scherz, versteht sich.
Dem Bardo sieht man sein Alter doch wirklich nicht an!
WASSER! Nichts wie hin!!!
Ist es auch bestimmt nicht zu kalt???
Mädels unter sich: "Hast du schon gehört...?"
Leichtes Gedränge -
hier ist das Wasser besonders nass...
Guckt mal, ich trau mich auch!
Ich auch, ich auch! Ich trau mich schon lange!
Alles nichts gegen Benni Badebär!
Benni steht nicht nur im Wasser, er legt sich rein!
Am Ende müssen aber doch alle wieder aus dem angenehm kühlenden Nass aussteigen. Natürlich heißt es dann erst mal trocken schütteln! Die Frauchen und Herrschen kreischen heute gar nicht...
Ob sie froh sind, auch etwas Kühlung abzubekommen?
Beim nächsten Spaziergang wünschen wir uns nur ein paar Grad kühlere Temperaturen oder einen Wald an unserem Weg...
Aber schön war es doch!
Keine Extreme diesmal, kein Schnee, keine Kälte, kein Sturm, kein Regen, keine Hitze, keine schweißüberströmten Gesichter - angenehme sommerliche Temperaturen für Mensch und Hund.
Extrem eigentlich nur die große Beteiligung: 11 Menschen und 10 Hunde hatten wir hier selten zusammen beim Spaziergang. Diesmal waren nämlich nicht nur Bintis Geschwister Bailey und Benny mit dabei, sondern auch Binti hatte die weite Anfahrt von der Grenze zum Saarland unternommen, um uns alle zu treffen. Bena und Binti hatten sich zuletzt im Oktober 2017 gesehen, Bailey und Benni hatte sie seit der Übergabe nicht mnehr getroffen. Zunächst schienen die drei sich eher fremd zu sein, irgendwann aber schien das Aha-Erlebnis zu kommen. Der Umgang miteinander schien auf einmal vertrauter. Probleme gab es so oser so nicht, auch nicht mit den anderen, schon "richtig erwachsenen" Hunden. Bardo, Imara und Ivo, Arwen, Chica, Ela und die Jungspunde Bailey, Bena, Benni und Binti vertrugen sich bestens.
Erst geht es den Berg hinauf, dann wird ein bisschen am Rande des Weizenfeldes Verstecken gespielt. Anschließend folgt die Fütterung sämtlicher Raubtiere...
Hier sind Binti und Bena, die sich immer noch so ähnlich sehen wie ein Ei dem anderen. Dass Binti ein Halsband trägt und Bena ein rotes Geschirr, hilft beim Unterscheiden ganz gut weiter...
Jetzt folgen noch ein paar "schräge" Fotos, die uns Benas Menschen geschickt haben.
Später kommen dann auch die Menschen zu ihrem wohl verdienten Essen in der Nassauer Schlossklause. Währenddessen ruhen die Vierbeiner lässig hingestreckt auf dem kühlen Boden und freuen sich über "Pizzaknochen" und Co.
Ja, so lässt es sich leben - als Mensch und als Eurasier...